In Memoriam Ernst Alt

Am 9. April verabschiedeten wir uns von dem Saarbrücker Künstler und Freund der Basilika St. Johann Ernst Alt.

In der Todesanzeige konnten wir das Wort lesen: BONUS INTRA – MELIOR EXI. Tritt als Guter ein, geh hinaus als Besserer.

So hat es Ernst Alt in die Stirn des Januskopfes im Portal der Basilika graviert, Janus, eine der ältesten römischen Gottheiten, doppelgesichtig, nach außen und innen schauend, die Kommenden und Gehenden im Blick, der Beschützer aller Anfänge und Übergänge.

Viele Jahre durften wir Ernst Alt erleben als einen außergewöhnlichen Menschen, als einen treuen Freund, als einen großartigen Künstler. „Kunst ist Heilung“, sagte er. „Kunst trägt aus zerstörter, verlorener Heimat Menschen und Gottesbild in Neuland, um dort Herd und Tempel aufzubauen. Das ist für mich zeitgemäßes Tun“.

Wer ihn erleben durfte, bewunderte seine Sprachgewalt, seine unbeschreibliche Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, Geschichten, die immer wieder wie Treibgut aus fernen Zeiten auftauchten, Geschichten von Liebe und Verrat, Zuneigung und Gleichgültigkeit, Liebe und Hass, Lebensfreude und Sterben, Leid und Schmerz, Gottesnähe und Gottesferne. In dem Werk „Mnemosyne“ schreibt Armin Schmitt, „Altes Werk oszilliert zwischen Eros und Thanatos. Beweggrund und tiefster Inhalt aller seiner Arbeiten ist der Mensch zwischen Himmel und Hölle, zwischen Geburt und Tod“. In diesen gewaltigen, existenziellen Spannungsbögen schöpft Ernst Alt aus der Zisterne der Bücher der Heiligen Schrift. Hieraus formte er unübersehbare Werke sakraler Kunst an vielen Orten der Diözese, hier in unserer Basilika, beispielsweise in unserer Caritasklinik, in St. Ludwig in Saarlouis und vielen anderen „heiligen“ Orten bis hin zur Hohen Domkirche. Hier hat er sein letztes Werk hinterlassen, den Osterleuchter. Ich selbst halte sehr oft meinen Kelch in den Händen, meinen Primizkelch, geformt unter den Händen von Ernst Alt. Hier in der Basilika sind wir unendlich dankbar für die Gegenwart seiner Gedanken.

Wer vermag sein Werk in seiner umspannenden Weite, in seinem Charisma zu überblicken, zu beurteilen, geschweige denn in seiner letzten Aussage zu erahnen und ins Wort zu bringen! Die letzten drei Lebensjahre von Ernst Alt waren Jahre des Leidens, ein stiller Abschied. Wenn wir in den letzten Monaten am Krankenbett standen und erzählten von unserer Basilika, von unserem Leben, von dem, was uns so bewegte und umtrieb, dann schaute er uns mit großen Augen an, und wenn wir von unseren Festen erzählten, dann spürten und sahen wir in seinen Augen eine tiefe Ergriffenheit.

„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“. Am 31.03. um 3.30 Uhr, am 3. Tag, in der Osternacht, rief ihn der lebendige Gott zu sich, während unsere Osterkerze in seiner Basilika noch brannte, und wir unsere Agape beendeten. Und Ernst ging, still und ruhig. Und wir: wir verabschieden uns.

BONUS INTRA – MELIOR EXI.

Dr. Rolf Dillschneider

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