Landeshauptstadt plant Errichtung eines Mahnmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma und im Gedenken an Pfarrer Arnold Fortuin

Mit Pressemitteilung vom 20. Januar 2022 erklärte die Landeshauptstadt Saarbrücken, auf Vorschlag des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma Saarland, ein Mahnmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma an unserer Pfarrkirche St. Michael errichten zu wollen. Über die Umsetzung hat abschließend noch der Stadtrat im Februar zu entscheiden.

Oberbürgermeister Uwe Conradt führte aus: „Die Verfolgung der Sinti und Roma stellt einen dunklen Teil auch unserer saarländischen Geschichte dar, der noch nicht umfassend wissenschaftlich untersucht wurde. Durch das Mahnmal wollen wir zur öffentlichen Aufarbeitung dieser Geschichte beitragen. Wir möchten einen Gedenkort schaffen, der die Erinnerung an die Sinti und Roma, die dem NS-Terror zum Opfer gefallen sind, wachhält. Gleichzeitig soll das Denkmal ein weiteres erkennbares Zeichen in unserem Stadtbild sein für die drastischen Folgen, die aus Hass resultieren können. Saarbrücken ist eine weltoffene Stadt, in der Menschen aller Bevölkerungsgruppen gemeinsam leben können. Das Mahnmal soll uns allen einmal mehr vor Augen führen, dass wir uns zusammen gegen Intoleranz in unserer Gesellschaft und unserer Stadt einsetzen müssen.“

Diana Bastian, Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Saarland erklärte dazu: „Die Verfolgung der Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus ist dokumentiert. Das zeigt der Aktenbestand des Landesentschädigungsamtes im Landesarchiv, auch wenn noch keine Namen systematisch erfasst wurden. Umso wichtiger ist es, dass wir mit dem geplanten Mahnmal unsere Erinnerungsarbeit weiter fortsetzen. Ich freue mich, dass es gelungen ist, in Abstimmung mit der Landeshauptstadt und der katholischen Gemeinde St. Johann Saarbrücken einen passenden Gedenkort zu finden. Er soll insbesondere auch Schülerinnen und Schülern zugänglich gemacht werden, um die nachwachsenden Generationen für dieses Thema zu sensibilisieren.“

Ein Entwurf sieht als Mahnmal einen Obelisken auf einem Sockel aus Naturstein vor. Für die Hauptseite ist ein Ornament angedacht, das gesichtslose gefangene Menschen zeigt. Drei Seiten sollen eingravierte Beschriftungen erhalten, die der Kirche zugewandte Seite soll frei bleiben; denkbar zudem ein QR-Code zur Weiterleitung an spezifische Informationsseiten im Internet. Ferner in Planung Gedenkveranstaltungen an jährlich wiederkehrenden Gedenktagen, die an das Schicksal der Sinti und Roma im Nationalsozialismus erinnern, sowie mögliche Besuche des Mahnmals durch den Landesverband Deutscher Sinti und Roma mit Schulklassen.

Arnold Fortuin (1901 - 1970)

Der Bereich unserer Pfarrkirche St. Michael am Echelmeyerpark eignet sich in besonderer Weise als Standort des Mahn- und Gedenkmals, da hier zwischen 1927-1933 Pfarrer Arnold Fortuin als Kaplan tätig war. Er erreichte bundesweite Bekanntheit als Seelsorger der Sinti und Roma. Durch seine Seelsorgedienste kam er mit Saarbrücker Familien der Sinti und Roma in Kontakt, richtete im Pfarrheim St. Michael eine Schule für sie ein und entwickelte eine enge Verbundenheit.

Durch die entstandenen Kontakte wandten sich auch während der Zeit des Nationalsozialismus viele der von Verfolgung und Ermordung bedrohten Sinti und Roma an ihn, um Hilfe bei der Flucht ins Ausland zu erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte Arnold Fortuin die Entschädigung der Sinti und Roma. Im Jahr 1965 wurde er zum ersten Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für die „Zigeunerseelsorge“ in Deutschland. Er gilt als "Oskar Schindler der Sinti und Roma" (die Red.)

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