Karfreitag

Aktuelle Fürbitte am Karfreitag 2020

Per Dekret fordert die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung in Rom in diesem Jahr dazu auf, in den Großen Fürbitten des Karfreitags in einer speziellen Fürbitte all der Menschen zu gedenken, die von der Coronavirus-Krise besonders betroffen sind. Folgende Fürbitte wird daher heuer vor der 10. Fürbitte eingesetzt:

Lasst uns auch beten für alle Menschen,

die in diesen Wochen schwer erkrankt sind;

für alle, die in Angst leben und füreinander Sorge tragen;

für alle, die sich in Medizin und in Pflege um kranke Menschen kümmern;

für die Forschenden, die nach Schutz und Heilmitteln suchen,

und für alle, die Entscheidungen treffen müssen und im Einsatz sind für die Gesellschaft,

aber auch für die vielen, die der Tod aus dem Leben gerissen hat.

(Beuget die Knie. – Stille – Erhebet euch.)

Allmächtiger, ewiger Gott,

du bist uns Zuflucht und Stärke;

viele Generationen haben dich als mächtig erfahren,

als Helfer in allen Nöten.

Steh allen bei, die von dieser Krise betroffen sind,

und stärke in uns den Glauben,

dass du alle Menschen in deinen guten Händen hältst.

Die Verstorbenen aber nimm auf in dein Reich,

wo sie bei dir geborgen sind.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Amen.

Gedanken zum Karfreitag

Ostergruß 2020 St. Johann

(anstelle einer Predigt)

Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz. Wohl nie war mir das so präsent, wie 2020. Wie viel Widerspruch, Leid und Schmerz auf dieser oft arglosen, manchmal ruchlosen Welt liegt. So viel Extreme, die das Leben, unsere Zeit prägen. So sicher ist das Leben nicht!

Und ich meine damit nicht nur das Coronavirus, sondern nicht mehr und nicht weniger als den Zustand unserer ‚kranken’ Zivilisation. Corona ist „eigentlich“ nur ein Zeichen für die globale Verwundbarkeit globalisierter Welt (Tomáš Halík). Und da hinein, jedes Jahr neu, gerade heuer: Karfreitag.

So (wunderbar) sperrig?! Und büßt doch mehr und mehr an Stellung ein… ja, an Symbolkraft?! - Und Jesu Kreuz?! Es steht noch immer für alle Kreuze der Welt - mehr denn je… sogar doppelt anstößig. Vielleicht ebenso wie nie zuvor...

Denn es stellt ja mittlerweile gar die all zu oft verkannte Not der Welt in ein nie da gewesenes, globales, mediales Rampenlicht! - Statt sie „einfach“ zu beseitigen… ein Kreuz, mit dem Kreuz!

Es zieht an, stößt ab. Irritiert. Manche lässt es ratlos zurück. Mutet uns eine Vorstellung von Gott zu, die unsere Sehnsucht berührt, und doch durchkreuzt. Der liebe Gott ist stachelig. Dornen. Lanzen, die tot sicher treffen; ins geöffnete Herz. Leinen, die Kostbares aufnehmen. - Und doch nur Nachruf sind?!

Kartage, wie Licht und Dunkel. Perspektive? - Oder einfach nur ohnmächtige Stille?! - Heute schauen wir wieder aufs Kreuz - und auf uns. Stehen vor eigenen Widersprüchen, Ängsten, Fragen… Es bleibt: ein Kreuz mit dem Kreuz! - Alles so schön zurechtgelegt, selbst durchplant, mein Leben. Plötzlich verhält sich alles anders. Kleine Dinge, große Linien, die mein Leben durchkreuzen...

Was ist mit all diesen Viren: Klimawandel, Krieg, Terror, Hass und Missgunst, Erfolg um jeden Preis. - Nur niemals das Gesicht verlieren! Und da hat im übrigen noch keiner von den Folgen gesprochen…! Ja, wir wehren uns - innerlich. Auch öffentlich. Aber: nachhaltig, ehrlich?!

All das darf nicht sein! Das darf Gott nicht zulassen! Doch: Kreuze, sind da - und bleiben. Widerspruch ist Wirklichkeit! Wegwünschen ändert nicht viel. Es bleibt ein Kreuz mit dem Kreuz! - Aber auch die Frage: Wie gehen wir um, mit unserer oft verqueren Wirklichkeit?

’Ein Mensch beklagt sich bei Gott über sein Kreuz. Und Gott erbarmt sich seiner. So führt er ihn in einen Raum, wo alle Kreuze der Menschheit aufgestellt sind. Und sagt zum Mensch: Wähle!
Und, der Mensch macht sich auf die Suche: sieht ein eher dünnes Kreuz; dafür länger und größer. Sieht ein ganz kleines Kreuz. Doch, als er es aufheben will, ist es schwer wie Blei. Dann sieht er eins, das ihm gefällt; legt es auf die Schultern und, bemerkt: wie es gerade an der Stelle, wo es aufliegt, scharfe Spitzen hat. Sie dringen wie ein Dorn ins Fleisch. Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz!
Als er alle durchgesehen hat, und immer noch nichts Passendes gefunden, entdeckt er doch noch ein Kreuz, das er wohl - so versteckt - übersehen hatte. Ein Kreuz: nicht zu schwer, nicht zu leicht; richtig handlich, wie geschaffen für ihn. Ja, dieses Kreuz will er in Zukunft tragen. Aber als er näher hinschaut, bemerkt er, daß es sein eigenes Kreuz ist, das er ausgewählt hat…’

Hmm, ja gut, werden Sie jetzt vielleicht denken. Irgendwie logisch. Dazu kann doch jeder nicken. Aber ist es nicht auch wahr? Jedes Kreuz ist nur so schwer, wie jeder selbst Kraft hat, es zu tragen? Für viele ja. Für viele aber auch: Nein! Das mit dem eigenen Kreuz geht nun mal nicht auf. Auch bei Jesus nicht.

Dreimal brach er unter der Last zusammen. Dreimal ging das Kreuz über seine Kräfte. Schließlich rief er sogar: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46) Das mit dem Kreuz will nicht aufgehen! Aber, da war doch noch dieses andere Wort am Kreuz: „Vater in deine Hände lege ich mein Leben“ (Lk 23,46). - Mal ehrlich: Vertrauen wir wirklich immer genug?!

Mehr noch: Muten wir uns Zweifel überhaupt noch zu?! Wahrscheinlich werden wir - ich allein zweimal nicht - die zunehmend selbstgestellten Fallen und Risiken des Lebens nicht auflösen. Aber vielleicht könnten wir wieder öfter versuchen, was Jesus tat: Sein Kreuz in die Hände des Vaters zu legen!

Das macht nichts rückgängig; keinen Verlust. Hebt keine Krankheit auf, verhindert nicht den Tod. Aber, es ermutigt - und hilft, tiefer zu leben. Wenn wir eben nicht vergessen, oder ausklammern, was uns bewegt, und belastet - sondern vertrauen könnten! Auf Gottes Liebe - verborgen im Schmerz der Welt.

Das heißt nicht: Hände in den Schoß legen. Heißt vielmehr: notwendige Abschiede. Heißt: im Vertrauen auf den Gott-mit-uns, neu leben und handeln. Heißt: Kraft in Schwachheit - Aufstehen gegen Unrecht und Gewalt. Heißt: Leidenschaft - Passion! - Haben wir nicht tatsächlich immer eine Wahl?!

Der Karfreitag lädt uns ein, alle ungelösten Knoten des Lebens vor’s Kreuz zu legen; alle Sorge, alle Verletzung. Aber, auch Kraft zu tanken. Denn, das ist das Neue: jedes Kreuz trägt immer einen Keim neuen Lebens in sich! SEINE Liebe ist mit dem Kreuz nicht ans Ende gekommen.

Und Hand auf’s Herz: diese Erfahrung kennen wir doch... (BS)

Der nun folgende Gebets- und Andachtsteil möchte Ihnen in Verbindung mit den großen Fürbitten des Karfreitags Anregung sein, für die eigene Kreuzverehrung, für ein persönliches Innehalten und Nachsinnen - an und über diesen Karfreitag 2020, mit Liedern und einer kurzen Meditation...

Gebets- und Andachtsteil zur persönlichen Kreuzverehrung (LS)

Karfreitag 2020 (2).pdf (1,0 MiB)

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